Kirchentalente

Info der Bistümer in NRW: Bedingungen für digitale Präventionsschulungen

Bedingt durch die Situation in der Pandemie gibt es einen Bedarf an Präventionsschulungen in digitalen Formaten. Anders als bei Fortbildungen, die der reinen Wissensvermittlung dienen, ist bei den Schulungen zur Prävention zu beachten, dass neben der Weitergabe von Wissen eine Sensibilisierung für die Betroffenen und die Entwicklung eines achtsamen Umgangs miteinander angestrebte Ziele sind.

In den Präsenzschulungen wird großer Wert auf Übungen und Methoden gelegt, die die Reflexion von Haltungen, Gedanken und Empfindungen bei den Teilnehmenden unterstützen. Ziel ist es dabei, dass die Tabuthemen (Sexualität, Gewalt) die sexualisierte Gewalt zum schwierigen Thema machen, besprechbar werden. Die Angst der Teilnehmenden, sich damit auseinanderzusetzen, soll gemindert und das Bewusstsein für die eigenen Grenzen und die anderer soll geschärft werden. Dies lässt sich nicht alleine durch den Einsatz kognitiver Methoden erreichen, sondern nur, wenn der ganze Mensch mit allen Sinnen angesprochen wird („die Seele soll mitkommen“). Das Verhältnis von Nähe und Distanz ist in der Video-Schulung naturgemäß ein anderes und lässt vermuten, dass die Sensibilisierung unter Umständen weniger erfolgreich ist.

Eine andere Frage betrifft die Sorge um Teilnehmende, die selber von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren. Um als Referentinnen und Referenten ebenso wie als Teilnehmende eine größtmögliche Sicherheit während der Schulung zu haben, sind besondere Maßnahmen notwendig. Diese müssen bei einer digitalen Schulung vergleichbar umgesetzt werden. Dazu gehört die Möglichkeit, dass Teilnehmende sich eigene Pausenzeiten nehmen können, dass sie sich vor, während oder nach der Schulung an die Referentinnen und Referenten wenden können, um eigene Bedürfnisse zu klären und dass die Referentinnen und Referenten die Teilnehmenden gut im Blick behalten können. Wie diese Maßnahmen digital gut umgesetzt werden, können wird zur Zeit erprobt.

Aus diesem Grund gelten folgende Regelungen:
Die erste Schulung zu Thema Prävention (Basis, Basis Plus oder Intensiv) sollte immer in Präsenz stattfinden. So kann besser auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden (auch selber Betroffener) eingegangen und eine Sensibilisierung zum Thema durch praktische Übungen verstärkt werden.

Sollte es aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein, eine reine Präsenzveranstaltung anzubieten, ist zu prüfen, ob ein Blended Learning (eine Mischform von Präsenz und digitalen Elementen) zu realisieren ist.

Falls es keine andere Möglichkeit einer Sensibilisierung und Schulung gibt und Menschen ohne diese Voraussetzung tätig würden, kann in begründeten Ausnahmefällen eine der oben genannten Schulungen digital angeboten werden. Ausgenommen sind Präventionsschulungen für Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter, die ausschließlich in Präsenz stattzufinden haben.

Eine gute Begleitung der Teilnehmenden könnte unter anderem gewährleistet werden durch:

  • Eine Einladung zur Schulung, die darauf hinweist, dass Teilnehmende sich für die Zeit der Schulung einen ungestörten einladenden Arbeitsplatz suchen, dass sie sich Getränke etc. zur Versorgung bereitstellen, dass es Pausen geben wird
  • Telefonnummern von Personen, die für eine kurzfristige Entlastung zur Verfügung stehen können, zum Beispiel aus der Gemeinde oder dem Verein
  • Hinweise auf Beratungsstellen
  • Einen Anruf der Schulungsreferentinnen oder -referenten im Nachgang zur Schulung, wenn Unklarheit auf die Befindlichkeit von Teilnehmenden besteht (Telefonnummer bei Anmeldung erfragen)
  • Breakout-Räume für vertrauliche Gespräche während der Schulung
  • Ein weiteres digitales Treffen im Nachgang zur Schulung, um sich austauschen zu können
  • Die Einladung an die Teilnehmenden, während der Schulung die eigenen Körperreaktionen im Blick zu haben und Rückmeldungen dazu in Übungen einzufordern.
  • Ausreichende Pausen
  • Die Freiwilligkeit, an Übungen teilzunehmen

 

Vertiefungsveranstaltungen in digitaler Form können als unproblematischer eingestuft werden, da die Teilnehmenden sich bereits mit dem Thema beschäftigt haben und Möglichkeiten kennen, sich Hilfe zu holen.